PFA Sundquerung
Der Fehmarnsund trennt als schmale Wasserstraße die Insel Fehmarn vom Festland. Der Straßen- und Schienenverkehr von und nach Fehmarn verläuft aktuell über die etwa 960 Meter lange Sundbrücke.
Im Zuge der Anbindung des dänischen Fehmarnbelt-Tunnels an das deutsche Schienen- und Straßennetz ist ein Ersatzbauwerk für die bestehende Fehmarnsundquerung zwischen der Insel Fehmarn und dem ostholsteinischen Festland notwendig. Die vorhandene Brücke, die 1963 in Betrieb genommen wurde, verfügt über zwei Fahrbahnen für Pkw und Lkw sowie eine eingleisige Bahnstrecke. Sie wird den künftigen Anforderungen an einen modernen Schienenverkehr nicht mehr gerecht: Im Jahr 2010 durchgeführte Belastungstests haben gezeigt, dass die Fehmarnsundbrücke den künftigen Belastungen des Verkehrs von Straße und Schiene nicht mehr gewachsen ist.
Deshalb wurden nachgelagert zum Projektauftrag von 2008 für den Ausbau der Schienenanbindung ab dem Jahr 2014 in einem aufwändigen Verfahren zahlreiche Varianten (Bohr- und Absenktunnel sowie kombinierte und getrennte Brücken) für eine leistungsfähigere Sundquerung untersucht. Auf Basis dieses Variantenvergleichs auf Vorplanungsniveau haben das Land Schleswig-Holstein (LBV.SH) und die DB Netz AG in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Wirtschaft, Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA) im Jahr 2020 die ermittelte Vorzugsvariante „Kombinierter Absenktunnel“ für den zukünftigen Straßen- und Eisenbahnverkehr bestätigt. Des Weiteren soll die Bestandsbrücke für den langsamen Verkehr ertüchtigt werden.
Ein Absenktunnel als optimale Lösung für die neue Querung am Fehmarnsund
Der neue 1,8 Kilometer lange Absenktunnel soll vier Fahrstreifen für die Straße sowie zwei Gleise für die Eisenbahn aufnehmen. Er trägt zusammen mit dem Erhalt der Fehmarnsundbrücke den verkehrlichen Erfordernissen im Hinblick auf Leichtigkeit und Sicherheit Rechnung und entspricht zudem dem Wunsch der Region, wie er im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung vom „Dialogforum Feste Fehmarnbeltquerung“ durch Vertreter von Kommunen und Initiativen formuliert wurde. Das Dialogforum hatte sich für eine menschen- und umweltgerechte, den landschaftsprägenden Charakter der alten Fehmarnsundbrücke erhaltende Gesamtlösung ausgesprochen.
Der kombinierte Absenktunnel für Schiene und Straße wird gemeinsam von den Vorhabenträgern DB Netz AG und DEGES geplant und realisiert. Die Ertüchtigung der Fehmarnsundbrücke für die langsamen Verkehre, Fußgänger und Radfahrer wird durch die DEGES als eigenständiges Projekt realisiert.
Kriterienkatalog als Grundlage für den Variantenvergleich
230 Kriterien in 6 Kategorien – der planerische Aufwand für die Variantenabschichtung bis hin zum finalen Ergebnis für eine neue Sundquerung war komplex und aufwendig, sichert aber eine moderne, zukunftsfähige und genehmigungsfähige Querung.
Hier finden Sie den vollständigen Kriterienkatalog als PDF zum Download.
Start der Entwurfs- und Genehmigungsplanung
Seit dem Jahr 2021 plant die DB Netz AG gemeinsam mit der DEGES (für den Straßenteil) die Realisierung des Absenktunnels. Zusammen mit den beteiligten Planungsbüros werden die Erkenntnisse aus der Vorplanung nun vertieft.
Für die entsprechenden Datengrundlagen werden nach Ausschreibung und Vergabe seit Mai 2021 auf Fehmarn und bei Großenbrode umfassende Baugrunderkundungen an Land als auch im Sund durchgeführt.
Zusätzlich finden vor Ort Kartierungen und Verifizierungen von bestehenden Daten, u. a. von Biotoptypen statt.
Mehr Informationen zum Ablauf des Genehmigungsverfahrens finden Sie hier.
Wie Sie sich im Rahmen des Anhörungsverfahrens einbringen können, erfahren Sie hier.
Aktuelles: Pfahlprobebelastungen für den Fehmarnsundtunnel
Im Bereich Königsweg bei Großenbrode wird die Anschlussstelle des neuen Fehmarnsundtunnels geplant. Von Juli 2023 bis Oktober 2023 finden Pfahlprobebelastungen vor Ort statt, um die Beschaffenheit des Bodens zu prüfen.
Wir gehen der Sache auf den Grund
Die Pfahlprobebelastungen untersuchen, wie viel Lasten die Pfähle tragen können, damit eine sichere Gründung der zukünftigen Bauwerke in diesem Projekt sichergestellt wird. Dies ergänzt die zwischen 2021 und 2023 durchgeführten umfangreichen Baugrunderkundungen für den Fehmarnsundtunnel an Land als auch im Sund.
Warum machen wir das?
Der Boden im Fehmarnsund besteht aus verschiedenen unregelmäßigen Bodenschichten. Die für den Bau herausforderndste Bodenschicht ist der Tarraston, welcher in Deutschland nur im nördlichen Schleswig-Holstein anzutreffen ist. Somit ist es wichtig, diesen bisher wenig bekannten Boden umfangreich zu untersuchen, um sein Tragverhalten besser zu verstehen.
Besonderheiten des grünen Tarrastons im Fehmarnsund
- Der Tarraston ist stark zusammendrückbar, d. h. durch Lasten setzt sich der Boden.
- Der Tarraston ist stark quellfähig, d. h. wenn er mit Wasser in Kontakt kommt, dehnt er sich aus.
- Der Tarraston hat eine mindestens steife Konsistenz, d. h. er ist schwer abbaubar (lösbar) mit üblichen Baugeräten.
Welche Arbeiten werden durchgeführt?
Es werden insgesamt 7 Probepfähle hergestellt, die im Rahmen einer Probebelastung so stark belastet werden, bis sie versagen (kaputt gehen). Hieraus kann die Tragfähigkeit von Pfählen bestmöglich abgeschätzt werden, sodass eine möglichst wirtschaftliche Gründung der geplanten Bauwerke erreicht wird. Damit auf die Pfähle gedrückt werden kann, ist ein Gegengewicht erforderlich, das sogenannte Widerlager. Hierfür werden um jedem Probepfahl je 8 Widerlagerpfähle mit kleinem Durchmesser eingebaut, die über eine Belastungskonstruktion, die Traverse (Stahlträger) mit dem Probepfahl verbunden werden. Bei der Durchführung der Probebelastung werden die Kräfte im Pfahl und seine Verformungen bzw. Verschiebungen regelmäßig gemessen.
Eindrücke vor Ort
Am 25. Juli 2023 waren neben unserer technischen Projektleiterin Jutta Heine-Seela und diversen Medienvertreter:innen, u. a. auch das Schleswig-Holstein Magazin des NDR vor Ort und hat einen tollen Beitrag gedreht. Diesen können Sie hier ansehen.
Erklärvideo: So wird der Fehmarnsundtunnel gebaut
Ältere Beiträge
Bei den Vorplanungen ebenso wie den Umweltuntersuchungen setzt die Bahn auf modernste Technik und wissenschaftliche Expertise, siehe dazu etwa folgende beiden Beiträge: