Vorplanungen Sundquerung - Was am Sund alles untersucht wird!
Festlegungsprotokoll des Eisenbahnbundesamtes zum Scoping liegt vor
(Hamburg) Die Planungen für eine neue Fehmarnsundquerung gehen in die nächste Phase. Das Eisenbahn-Bundesamt, als zuständige Planfeststellungsbehörde, hat mit dem Festlegungsprotokoll zum Scoping den Rahmen und Raum für die anstehenden Umweltuntersuchungen festgesetzt.
In diesen Untersuchungen werden die Auswirkungen des Infrastrukturprojekts auf Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit, Tiere, Pflanzen, die biologische Vielfalt, Boden, Wasser, Luft, Klima, Landschaft, Kulturgüter, sonstige Sachgüter sowie die Wechselwirkung zwischen diesen Schutzgütern untersucht.
Auf Einladung des zuständigen Eisenbahn-Bundesamtes wurde mit den Trägern öffentlicher Belange (TÖB’s) wie Behörden, Ministerien, Ämter und Gemeinden, sowie den anerkannten Natur- und Umweltschutzverbänden der inhaltliche, zeitliche und räumliche Untersuchungsrahmen und -umfang zu den Belangen des Umwelt- und Naturschutzes abgestimmt. Im vorliegenden Projekt wurden gemäß den Verwaltungsgrundlagen rund 50 Institutionen beteiligt.
Die Vorhabenträger Deutsche Bahn AG und der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV SH) haben zugesagt, über den vorgeschlagenen Untersuchungsumfang hinaus, u.a. folgende Forderungen zu beachten: Erhalt von Tourismus und Erholung, Berücksichtigung von Agrarstrukturen, Schutz von Anlagen des Gesundheitswesens, sozialer Einrichtungen und Erholungsflächen. Zudem wurde im Verfahren vereinbart, dass die Lärmschutzuntersuchungen auf örtliche Besonderheiten, wie beispielsweise Campingplätze, gesondert eingehen. Ein weiteres Ergebnis des Scoping-Verfahrens ist die wasserseitige Ausweitung des Untersuchungsraums. Die Strömungsverhältnisse werden auf Anregung der Umweltverbände bis zum Wulfener Hals untersucht.
Ein Ziel des Scoping-Verfahrens ist es, auf die Erfahrungen und die Fachexpertise der lokalen Institutionen zurückzugreifen. So wurde vom Eisenbahn-Bundesamt festgelegt, dass mögliche Habitate von Uferschwalbenkolonien, die bisher nicht bekannt und nicht im Brutvogelatlas des Landes Schleswig-Holstein verzeichnet sind, in die anstehenden Untersuchungen mit aufgenommen werden. Um den Fachaustausch während der anstehenden Untersuchungen weiter zu gewährleisten, wird die Deutsche Bahn zusammen mit dem LBV SH die lokalen Umweltverbände und die Umweltbehörden zeitnah zu einem „Expertenaustausch Umwelt“ einladen.
Auf Basis der Scoping-Unterlage und dem ergänzenden Festlegungsprotokoll des Eisenbahn-Bundesamts wird die Deutsche Bahn zunächst die Untersuchungsleistungen im marinen Bereich EU-weit ausschreiben. Die Kosten für die umfangreichen Untersuchungen im Sund liegen voraussichtlich im Millionenbereich und dauern zwei Jahre.
Zu den Untersuchungen:
Für die Umweltverträglichkeitsprüfung sind bei diesem Projekt besondere Herausforderungen zu beachten. Da es sich beim Sund um einen marinen Bereich handelt, sind die Untersuchungen und geforderten Gutachten noch umfangreicher als bei Prüfungen im rein terrestrischen Umfeld.
Es werden sehr aufwendige Untersuchungsverfahren angewandt. So finden im Sundbereich qualitative, videogestützte Kartierungen in einem festgesetzten Korridor von Makrozoobenthos (vornehmlich Miesmuscheln) und Makrophyten (Algen und Seegras) statt. Taucher werden zudem umfangreiche Untersuchungen an über 300 Unterwasserstationen durchführen.
Um einen Überblick über die Fischarten im Sund zu erhalten, finden fischereibiologische Untersuchungen mit speziellen Fangtechniken und Untersuchungsgeräten statt. Auch das Vorkommen und die Verhaltensweisen der Meeressäuger werden untersucht. Zur Erfassung dienen neben Sichtbeobachtungen vor allem auch so genannte PODs – Porpoise Detectors, die als akustische Detektoren im Sund angebracht werden.
Ebenfalls untersucht werden unter anderem der Seegrund (Topographie), die Grundbeschaffenheit (Sedimentologie) sowie Wasserströmung, Wasserstand und Trübung (Hydrologie).
Zum Projekt:
Die Deutsche Bahn AG wurde gemeinsam mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV SH) vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur beauftragt, mögliche Varianten der Fehmarnsundquerung zu untersuchen. Die Planungen sind notwendig, da die bestehende Sundbrücke mit Blick auf die zu erwartenden Mehrverkehre nach Eröffnung des Fehmarnbelt-Tunnels die zukünftigen Belastungen nicht trägt und zudem eine geringe Restnutzungsdauer hat.